Es gibt so Tage und Nächte, die sind etwas ganz besonderes. Insbesondere in der Landschafts- und Naturfotografie ist oft ein gewisses Überraschungsmoment dabei, das sich schwer planen lässt. Schon lange wollte ich mal Polarlichter (auch "Aurora Borealis" auf der Nordhalbkugel) sehen. Kurz zusammengefasst sind Polarlichter eine Leuchterscheinung am Himmel ausgelöst durch Sonnenstürme. Erst im Januar diesen Jahres auf einer Reise nach Norwegen war es mir dann vergönnt, da man diese Himmelsphänomene in unseren Breitengraden normalerweise nicht zu sehen bekommt. Leider waren die Bedingungen in Norwegen witterungsbedingt nicht so gut, weswegen ich mit eher durchwachsenen Bildern nach Hause kam. Doch dann kam die Nacht von 10. auf 11. Mai mit Polarlichtern nahezu über ganz Deutschland. Ich kam gegen 23 Uhr von einer Familienfeier nach Hause und hatte schon auf der Heimfahrt mit blossem Auge einen rosa Schimmer über der Rheinebene liegen sehen; Handy-Apps hatten mir auf dem Handy eine entsprechende Aktivität gemeldet. Meine Lieblings-App hierfür nennt sich übrigens passenderweise "Aurora" - hier kann man sich einen Alarm für Polarlichter an einem beliebigen Ort konfigurieren. Allerdings ein Hinweis dazu: es gibt keine 100% zuverlässige Vorhersage dieses Himmelsphänomens! Auch der sogenannte KP-Index ist nur eine Maßzahl, an der ebenfalls nicht genau das Auftreten von Polarlichtern abgelesen werden kann; Ausführungen dazu würden zu weit führen. Zuhause angekommen habe ich an dem Abend dann schnell die Kamera mit ein paar lichtstarken Linsen eingepackt und bin los zur ersten Location, wo ich einen guten Blick gen Norden und nicht ganz so viel Lichtverschmutzung erhoffte. Was mich dann in der Nacht erwartete, war ohnegleichen. An verschiedenen Spots versuchte ich das seltene Phänomen festzuhalten und selbst in der lichtverschmutzten Rheinebene gelangen mir ein paar ordentliche Aufnahmen.
Wie fotografiert man Nordlichter? Nun .. ich habe in der Nacht mit dem Handy ein paar brauchbare Aufnahmen gemacht, insofern ist für einfache Belegbilder erstmal keine besondere Ausrüstung von Nöten. Ein modernes Handy sollte die Möglichkeit haben halbwegs brauchbare Nachtaufnahmen zu machen - mitunter wird dazu im Handy einiges an Rechenpower verwendet, aber das sollte kein Problem darstellen.
Mit einer Kamera in den manuellen Modi ist der Weg zu guten Aufnahmen etwas schwieriger - dafür wird man mit noch besseren, detailreicheren Aufnahmen belohnt. Die Kamera selbst ist aus meiner Sicht erstmal zweitrangig. Ein Objektiv mit einer Lichtstärke von 4 und niedriger ist von Vorteil, es geht notfalls aber auch schlechter, man muss dann nur etwas mehr Rauschen in den Bildern in Kauf nehmen. Bei allen meinen Bildern war die Blende bei 2 oder niedriger. Die Belichtungszeit sollte nicht zu lange gewählt werden: zum einen gäbe es bei zu langer Zeit durch die Rotation der Erde Sternenspuren. Aber auch die Polarlichter selbst wären tendenziell verwaschen und man würde keine Details mehr erkennen; bei mir lagen die Aufnahmezeiten meist zwischen 8 und 10 Sekunden. Die Iso-Werte der Kamera sollten nicht zu hoch gewählt werden, andernfalls könnten die Aufnahmen überstrahlt werden und Details verloren gehen. Bei mir lagen die Iso-Werte je nach Aufnahmesituation zwischen 200 und 2500. Das sollte man aber nicht als Richtwerte verstehen! Je nach Kamera und verwendeten Objektiv können sich die Werte mitunter stark unterscheiden. Selbstverständlich sollte man als Zubehör bei diesen Belichtungszeiten ein Stativ verwenden oder zumindest eine stabile Unterlage haben, die nicht wackelt. Ein externer Auslöser oder ein kamerainterner Timer für die Auslösung sind hilfreich, um die Bilder beim Auslösen nicht zu verwackeln. Optische Filter habe ich keine verwendet.
Ob es so eine Nacht in naher Zukunft bei uns nochmal gibt? Das steht in den Sternen. 😊So richtig genau können das Experten auch heutzutage nur mit wenigen Stunden Vorlaufzeit vorhersagen, alles andere ist nicht seriös. Immer wieder werden in der Presse in grossen Lettern Polarlichter für Deutschland angekündigt - Ziel ist es oft nur mehr Klicks zu bekommen und so mehr Werbeeinnahmen zu generieren. Wenn überhaupt sind die Lichter aber zumeist nur im Norden zu sehen und der Rest des Landes sieht nichts. Trotzdem hat diese Nacht gezeigt: alles ist möglich .. . Die Tipps oben zur Fotografie sind auf jeden Fall allgemeingültig und treffen auch für andere Regionen der Erdkugel zu.
Hier sind sie also nun meine Favoriten dieser unglaublichen Nacht aus dem Odenwald, Schriesheim und Ladenburg.